Zeitraffer über die Jahreszeiten

Als die Idee für das Projekt „Emerald Paradise“ entstand, hatte ich noch wenig Erfahrung mit Kameras. Unter meinen Freunden waren ein Fotograf, ein Drohnenpilot und ein Kameramann. Sie waren für mich eine große Inspiration, und ich konnte viel von ihnen lernen. Um das Team zu ergänzen, fing ich selbst an, Zeitraffer zu erstellen. Es war für mich eine spannende Herausforderung, die Veränderungen abzuschätzen und die Perspektive gut zu wählen, damit aus unbewegten Fotos ein interessantes Video entstehen konnte. Damals probierte ich alles Erdenkliche aus und versuchte, alles nachzumachen, was ich dazu im Internet finden konnte. Allerdings lag mein Fokus keineswegs darauf, nur zu kopieren, sondern etwas zu finden, was man anders oder besser machen konnte, um etwas Neues zu erschaffen!
Am Anfang waren es noch bewegte Zeitraffer mithilfe von Schienensystemen und Schwenkköpfen, später dann Tag-Nacht-Zeitraffer mit sich verändernden Lichtverhältnissen. Aber schon bald war das alles nichts Besonderes mehr, da dies viele machten und solche Aufnahmen fast in allen Medien zu sehen waren.

Die Idee für das Neue entstand durch relativ einfache Überblendungen, wie es die BBC in einer Dokumentation gemacht hatte. Dabei wurden nur zwei Aufnahmen übereinander gelegt und langsam eingeblendet. Das inspirierte mich dazu, viele Aufnahmen zu machen und diese dann langsam einzublenden. Klingt einfach, ist aber sehr kompliziert! Das Licht ändert sich ständig, und über einen langen Zeitraum wirken diese kurzfristigen Veränderungen wie ein Flackern im Bild, was nicht schön aussieht. Um das zu verhindern, versuchte ich, immer nur dann eine Aufnahme zu machen, wenn das Licht und auch die Sicht ähnlich waren. Dafür musste die Kamera nicht das ganze Jahr aufgestellt bleiben, sondern immer nur identisch platziert werden. Dafür bauten wir ein spezielles Stativ, das wir mit Schrauben und Passstiften auf im Untergrund eingeklebten Gewinden befestigten. Mit einem großen Display und einem Beispielbild konnten wir dann die Feineinstellungen anpassen.

Zeitraffer mit Bildern von Flüssen sehen nicht sehr schön aus, da man mit dieser Methode die Fließbewegung des Wassers nicht einfangen kann. Daher machten wir in diesem Fall Videoaufnahmen und keine Einzelbilder, wie das sonst üblich ist. Nachdem wir am Anfang viele technische Probleme lösen mussten, bestand die größte Herausforderung darin, die bestmögliche Stimmung zu jeder Jahreszeit und auch dazwischen einzufangen. Hochwasser, Regen, Sturm und der fehlende Schnee über Jahre hinweg brachten uns oft an den Rand der Verzweiflung. Dazu kam noch, dass wir diese Aufnahmen an neun verschiedenen Orten machten, die fast alle nur schwer zugänglich sind! Wir riskierten unser Leben und unsere Ausrüstung, um dorthin zu klettern, wo wir Hochwasser und schwere Regenfälle filmen konnten!
Trotz sorgfältiger Auswahl dieser Orte, die einen festen Untergrund boten, wurde ein Stein mit einem Durchmesser von fünf Metern so lange von Wasser unterspült, bis er sich senkte, wodurch die Aufnahmen an dieser Stelle sinnlos wurden.

Trotz aller Vorbereitungen und der möglichst genauen Positionierung der Kamera bedeutete die Nachbearbeitung der Aufnahmen und deren genaue Überlappung wochenlange Arbeit. Wahrscheinlich haben wir für all die Zeitrafferaufnahmen einen gleich großen Aufwand betrieben wie für den Rest unseres gemeinsamen Schaffens!